Die Zahlen sind beeindruckend: Mehr als 32.000 Sandsäcke sind bis Dienstagnachmittag in Witzenhausen und seinen Ortsteilen verbaut worden. Mehr als im Januar 2011, obwohl das Hochwasser damals schon als rekordverdächtig angesehen wurde.
Außergewöhnliche Hochwasser habe es schon immer gegeben, sagte Stadtbrandinspektor Hans-Heinz Staude. In Erinnerung, teils aus Erzählungen, sind ihm noch die Jahre 1947, 1982, 2003 und 2011. „Doch die Zeit dazwischen wird immer kürzer.“
An mehreren neuralgischen Punkten versuchten die 250 Einsatzkräfte gestern den ganzen Tag über die Lage zu sichern. Vor allem in den Ortsteilen gelang das, wie die Wehrführer von Wendershausen, Werleshausen, Gertenbach, Ermschwerd und Blickershausen im Krisenstab berichteten.
Sorgenkind blieb den ganzen Tag über die Bundesstraße 80 am Ortsausgang Richtung Unterrieden. Direkt vor der Einfahrt zum Kia-Autohaus Gottschalk hatte es zunächst nur kleine Fontänen aus der Fahrbahndecke gegeben. Doch sie kündeten ein großes Problem an: Das von der Werra hochgedrückte Grundwasser hatte an dieser Stelle die Straße unterspült.
Wie aus einer Quelle sprudelten bald 5000 Liter Wasser pro Minute aus dem Untergrund. Eingefasst von Sandsäcken konnte das Wasser mit zwei Hochleistungs-Tauchpumpen und über vier Schläuche zurück in die Werra gepumpt werden. Die Fachgruppe „Wasserschaden / Pumpen“ des Technischen Hilfswerks Wolfhagen war mit neun Mann zu Hilfe geeilt und hatte Pumpen dabei, die insgesamt bis zu 25 000 Liter pro Minute bewältigt hätten.
Größte Sorge war, dass die „Quelle“ außer Kontrolle gerät, die Straße stark überspült und auch unterspült wird. Dann hätte der Verkehr nicht einmal mehr einspurig daran vorbeigeführt werden können. Folge: Wegen der anderen ebenfalls überfluteten Zufahrten nach Witzenhausen wäre die Nordstadt abgeschnitten und der Verkehr im Norden des Werra-Meißner-Kreises lahmgelegt worden.