Von der Uni zum Feuer

Ist in einer Vorlesung an der Universität in Witzenhausen ein lautes Piepen zu hören, muss es kein Handy sein. Zumindest nicht wenn Gregor Schmitz oder Peter Konrad im Raum sind. Dann kann es sein, dass die Feuerwehr ausrücken muss: Denn die beiden Studenten sind in der Feuerwehr Witzenhausen aktiv.

Passiert ist Konrad das schon öfter. Einmal hatte zwei Minuten vorher noch ein Handy geklingelt. Dann legte der Funkalarmmelder los. Er drängte sich durch die Sitzreihen im Hörsaal. „Als die Durchsage kam, war ich schon draußen,“ sagt er. Diese folgt auf das Piepen und informiert die Einsatzkräfte, was passiert ist. Konrad stieg auf sein Rad und fuhr Richtung Feuerwehrhaus. Als er zurückkam, musste er die anderen Studenten erstmal überzeugen, dass er bei einem Feuerwehreinsatz war. „Du wolltest doch eh nur früher gehen“, sagten sie.

Die Entscheidung sich in der Witzenhäuser Feuerwehr zu engagieren, fiel bei einem Feuerwehr-Einsatz in seiner Heimat. Zuvor hatte er es zeitlich nicht mehr geschafft an Übungen teilzunehmen. Nur bei Einsätzen war er noch dabei. Als ein Traktor brannte, stand er in vorderster Front. Eine Atemschutzgeräteausbildung hatte er noch nicht absolviert. Daher atmete er die Plastikpartikel ein. Das war gesundheitsschädigend: Konrad beschloss, wieder verstärkt in der Wehr aktiv zu werden, dass schloss die Feuerwehr seines Studienortes mit ein. Pro Semester hat er bis zu zwei Lehrgänge absolviert. „Jetzt kann ich gut ausgebildet in die Heimat zurückgehen“, lacht er. In einem Monaten wird er Witzenhausen wieder verlassen.

„Wir wissen, dass der Einsatz zeitlich begrenzt ist,“ sagt Wehrführer Claus Demandt. Dennoch sollen die Studenten gut ausgebildet werden. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Tagesbereitschaft, sagt Werner Kreßner, Vereinsvorsitzender der Feuerwehr. Nicht alle Witzenhäuser Feuerwehrleute würden auch vor Ort arbeiten und könnten so tagsüber im Ernstfall helfen. Die Studenten sind dagegen tagsüber vor Ort.

Das Hobby Feuerwehr mit dem Studium zu vereinen, ist gar nicht so leicht, sagt Gregor Schmitz. Er ist zudem noch berufstätig und hat bereits eine Familie gegründet. Eigentlich kommt der Student aus Karlsruhe. In Witzenhausen lebt er nun seit vier Jahren. In der Wehr ist er trotz des hohen Zeitaufwands aktiv, weil er sich in der Stadt einbringen will.

Auch Nils Weiß verschlug es wegen der Uni nach Witzenhausen. Dort studiert seine Freundin. Als sie schwanger wurde, verließ der Gemüsegärtner seine Heimatstadt Winden (Luhe) in der Nähe von Hamburg. In der Wehr war er dort bereits aktiv, in Witzenhausen wollte er sein Engagement fortsetzen und hoffte so Anschluss zu bekommen. Mit Erfolg: So viele Leute wie in Witzenhausen habe er noch nie in so kurzer Zeit kennengelernt.(Lara Sasse/HNA)